Buchbeschreibung
Der vorliegende, mit zahlreichen Abbildungen versehene Band aus der Reihe der Österreichischen Kunsttopographie behandelt die Kunst- und Kulturdenkmäler des politischen Bezirkes Neusiedl am See. Der in den 27 Gemeinden des Bezirkes – darunter sieben Nationalparkgemeinden (Welterbe Fertö-Neusiedlersee) – erhaltene Bestand illustriert die künstlerische und bauhistorische Entwicklung der Region bis in jüngste Zeit.
Die aufgenommenen Objekte reichen von kunsthistorisch bedeutenden Großbauten des sakralen und profanen Bereiches, über bäuerliche Architektur mit ihren traditionellen, die regionale Kulturlandschaft prägenden Hofformen, bis hin zu Kleindenkmälern aller Art. Ebenfalls berücksichtigt wurden die für den Bezirk charakteristischen, während des feudalen Agrarsystems entstandenen, herrschaftlichen Meierhofsiedlungen sowie Mühlenanlagen, Industriebauten, Kasernen, Bahnhöfe, öffentliche Verwaltungsgebäude etc.
So finden sich neben der Basilika und dem Franziskanerkloster von Frauenkirchen, den ehemaligen Heiligenkreuzer Grangien (Wirtschaftshöfe) Mönchhof und Königshof, den Schlössern von Gattendorf, Halbturn, Kittsee und Potzneusiedl nicht nur Kirchen, Kapellen, Bildstöcke und Wegkreuze, sondern auch die barocken Mühlen von Deutsch Jahrndorf, Winden und Zurndorf, des weiteren Meierhöfe, wie beispielsweise Albrechtsfeld (Andau), Zeiselhof (Deutsch Jahrndorf), Wittmannshof (Halbturn), Neuhof (Parndorf) und Neuhof (Tadten) sowie Bauten, die den Übergang von der agrarischen zur industriellen Produktionsweise markieren, wie die ehem. k.k. Militär-Konservenfabrik in Bruckneudorf und die Spiritusbrennereien von Deutsch Jahrndorf und Neudorf bei Parndorf.
Das Aufbauprogramm des Landes nach seiner Eingliederung in die Republik Österreich 1921 beziehungsweise nach 1955 (nach Abzug der Besatzungsmächte) ist durch Infrastrukturbauten für Adminstration, Bildungs- und Gesundheitswesen, den an der neuen Grenze errichteten Zolleinrichtungen sowie Wohnbauten für die neue Beamtenschaft dokumentiert. Hier finden sich aufwendiger gestaltete Amtshäuser, Schulen und die nach bestimmten Normtypen errichteten Zollhäuser ebenso wie zum Beispiel die Beamtenwohnhäuser der Weiherlaufsiedlung in Neusiedl am See.
Eine Besonderheit im Bezirk stellt die Denkmalgruppe innerhalb des Truppenübungsplatzes von Bruckneudorf dar; hier wurden sowohl Objekte im militärischen als auch im zivilen Bereich berücksichtigt.
Dem topographischen Teil vorangestellt findet sich ein einleitender Beitrag zur Archäologie mit einem der Siedlungsgeschichte entsprechenden chronologischen Überblick und einem Nachweis der Fundorte.
Im Gegensatz zu dem stark dezimierten Bestand an historischer bäuerlicher Architektur sind die Strukturen der für die Landschaft charakteristischen Anger- und Straßendörfer meist noch sehr gut erhalten. Das spezifische Siedlungsbild des Bezirkes ist jedoch sowohl durch Veränderungen in der inneren Gliederung der Ortschaften, deren Anlagen einst durch die Grundform des Streckhofes determiniert waren, als auch durch deren fortschreitende Erweiterung zunehmenden Veränderungen unterworfen. Dementsprechend wurde der Entwicklung der Siedlungs- und Hofformen in einem eigenen Kapitel Rechnung getragen.
Ebenfalls in einem einleitenden Kapitel dokumentiert wurde die Geschichte der sog. Siebengemeinden. Von dem einst für die geistesgeschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region bedeutenden jüdischen Leben sind nur mehr wenige Zeugnisse, wie die Friedhöfe von Frauenkirchen, Gattendorf und Kittsee erhalten.
Die Dokumentation der Gebäude sowie der erhaltenen denkmalrelevanten Ausstattung und Einrichtung erfolgte – abgesehen von der Erhebung und Inventarisierung vor Ort – unter Auswertung von Archivmaterial und Fachliteratur.
So versteht sich die vorliegende, durch Personen-, Orts- und Sachregister erschlossene Publikation nicht nur als Grundlage für weitere Forschungen, sondern richtet sich auch an das an der Region und ihrem spezifischen Denkmalbestand interessierte Publikum.